Im Mai und Juni 2010 lud die GDCF-KR. e. V. ihre Mitglieder und Gäste zu drei Vorträgen ein

Machtwechsel in China – Zum Begriff des Politischen im Reich der Mitte,

so lautete das Thema des  ersten Vortrags über das  Prof. Dr. Helwig Schmidt-Glintzer, langjähriger Universitätslehrer  und Vorsitzender der Deutschen Vereinigung für China-Studien e. V. in den Räumen von Gut Heyenbaum (KR-Verberg) referierte.
Schmidt-Glintzer führte aus, dass mit der derzeitigen rasanten wirtschaftlichen Entwicklung Chinas und damit seinem Zuwachs an ökonomischer, jedoch auch politischer Bedeutung auf der Weltbühne, die westliche Welt nicht gerechnet habe. Noch bis 1967 habe man einen einzigen Botschafter als Vertreter Europas in China für hinreichend erachtet, berichtete der Referent vor etwa 170 interessierten Gästen. Mit dem wirtschaftlichen Erstarken des lange Jahre in vielen Regionen rückständigen Landes geriete die derzeitige Einparteien-Regierung innenpolitisch und außenpolitisch unter Druck. Seine Bevölkerung erwarte eine breite Teilhabe am Wohlstandszuwachs, während die westliche Welt China zu einer Modernisierung seiner politischen Strukturen , also einer Demokratisierung dränge.

In einer nachfolgenden Analyse erklärte Schmidt-Glintzer die Gründe,  warum ein Machtwechsel hin zu einer Demokratie nach europäischem Vorbild in China derzeit nicht möglich sei. China besäße kaum gewachsene und erprobte Strukturen, mit Kritik umzugehen und Machtwechsel geordnet vorzunehmen. Seit Ende des Kaiserreichs im Jahr 1911 sei China instabil und die Bevölkerung habe Machtwechsel vom Kaiserreich zur Republik und nachfolgend die Volksrepublik mit Mao nur als politische Vorgänge, die zu Unruhen führten, verbunden und damit die weitere Destabilisierung des Landes erfahren. Desweiteren habe die Führung der VR China, die etwa die Größe von Europa hat und eine Bevölkerungszahl aufweist, die etwa ein Fünftel der Weltbevölkerung ausmacht, andere und ungleich größere Probleme, als die europäischer Staaten oder auch die der USA .

Zum Abschluss seines Vortrags nannte Prof. Schmidt-Glintzer neun Punkte, die helfen könnten, den schweren Weg Chinas in die Moderne zu unterstützen und das gegenseitige Verstehen zu verbessern. Unter anderem dürfe China nicht als ein Europa im Osten angesehen werden. Europäische Maßstäbe anzulegen seien nicht zielführend. Die Verschiedenheit zwischen Europa und dem Reich der Mitte müsse als Chance zum Austausch auf allen Ebenen und nicht als Hindernis im gemeinsamen Dialog angesehen werden, sagte der Referent. Er schloss seinen Vortrag mit der Prognose, dass eine weitere Annäherung zwischen Ost und West Aussicht und  Chance auf eine glückliche Zukunft aller Beteiligten biete.

Diese Gemeinschaftveranstaltung der GDCF-KR e. V und der Konrad-Adenauer-Stiftung  stand unter der Schirmherrschaft des CDU-Bundestagsabgeordneten Ansgar Heveling, der aus Berlin zu diesem besonderen Vortrag angereist war.