hieß das Thema, zu dem der Sinologe Prof. Dr. Thomas Zimmer von der Universität Köln am 7.6.2010 in der Mediothek Krefeld Interessantes erläuterte:
Die Romankunst in der Volksrepublik China sei mit 500 Jahren im Vergleich zu einer 2 ½ Tausend jährigen Geschichte des Landes relativ jung. Die Romane der Gegenwart gälten vielfach als unreif, was als Folge der jüngeren Geschichte des Landes angesehen werden müsse, erläuterte Prof. Zimmer dem interessierten Publikum.
Zu Beginn der letzten Kaiser-Dynastie, der Qing-Dynastie, sind die Staatsdiener und damit die Intellektuellen des Landes zur Stabilisierung der neuen Herrscherfamillie in ein enges idiologisches Korsett geschnürt worden, so dass auch die Vielfalt der literarischen Themen darunter litt. Mit dem Ende des Kaiserreichs 1911 und dem späteren Übergang zur Volksrepublik China kam es zu gesellschaftlichen Veränderungen und einer neuen Schriftsprache: eine Hinwendung zur Vernakularsprache auf Kosten der vom Volk kaum noch verständlichen klassischen Sprache. Auch der wachsende Kontakt mit Westlicher Kultur führte zur Adaption von fremden Techniken und neuen literarischen Themen.
Mit der Gründung der Volksrepublik China 1949 zog die Gängelung der Literaten und die Zensur der Literatur durch die kommunistische Partei wieder an. Wer die sozialistischen Propagandathemen wie beispielsweise den Klassenkampf zum literarischen Gegenstand erhob, genoss das Wohlwollen der Kommunistischen Partei. Wer Gesellschaftskritik übte, musste mit staatlichen Repressionen rechnen, da ja mit ihr häufig auch „Gesichtsverlust“ verbunden war.
Der Öffnungsprozess Chinas Richtung Westen und seine zunehmend stärker werdende wirtschaftliche Macht führten ab 1979 auch zu einer Liberalisierung der Literatur. Tabuthemen wie die Kulturrevolution konnten jetzt erstmals vorsichtig bearbeitet werden.
Chinas Romankunst sei nach wie vor ein literarisches Entwicklungsland, seine Literatur müsse sich in einem vielfachen Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne, Politik, Sprache und ausländischen Einflüssen behaupten, aber sie sei im Aufbruch… so der Referent.