Mit diesem neugierig machenden Titel startete Isabell Höke-Purrmann ihren Vortrag in der VHS Krefeld. Sinnbildlich öffnete die Sinologin dieses für die meisten Zuhörer unbekannte Buch und referierte über dessen Inhalt – die chinesische Schrift. Dabei wurde deutlich, dass die derzeitigen etwa 50.000 bis 60.000 Schriftzeichen das Ergebnis und der Spiegel einer langen Geschichte und lebendigen Kultur sind:
1949, nach der Gründung der Volksrepublik China, ernannte erstmals die politische Führung die Sprache der HAN-Bevölkerung – eine der meist gesprochenen zahlreichen Dialekte im volkreichen China – zur Nationalsprache des gesamten Landes. Um diese so genannte Hochsprache für jeden zugänglich und auch schreibbar zu machen, wurden zugleich die bestehenden aufwändigen Schriftzeichen (Langzeichen) vereinfacht (Entstehung von Kurzzeichen). Zum besseren Erlernen des Chinesisch – auch für Ausländer – wurde 1958 eine lateinische Lautschrift, das Pinyin, für chinesische Zeichen eingeführt.
Ferner erläuterte die Referentin, die derzeit für interessierte Schüler aller Krefelder der Gymnasien die Chinesische Sprache und Kultur unterrichtet, die Jahrtausende dauernde Entwicklung der derzeitigen Schriftzeichen aus primitiven Piktogrammen und Hieroglyphen bis zur heutigen Form. Die Bildzeichen seien kein Alphabet, sondern gäben Silben und ganze Worte wider. Ihr graphischer Aufbau habe erlernbares System, so Frau Purrmann.
Am Ende ihrer Ausführungen war klar, dass die Chinesische Schrift nicht in einem unlesbaren „Buch mit sieben Siegeln“ steht und deshalb unverständlich bleiben muss, zumindest nicht für die Zuhörer dieses Vortrags. Sie konnten an dem erfreulich systematisch dargestellten Thema erkennen, dass das Erlernen der chinesischen Schrift und Sprache eine Herausforderung der Sinne Sehen und Hören ist und mit dem Konfuzius zugeschriebenem Wort „Lernen,lernen, lernen“ verbunden ist.
Nach einer regen Diskussion im Anschluss gab Frau Purrman das Wort an Hans-Ulrich Nieter vom Europäischen Zeitungsmuseum weiter. Er stellte eine kleine, aber exquisite Sammlung chinesischer Schriftträger und Beschreibstoffe vor, die er unter dem Titel „Von der Tonscherbe zum Papier“ präsentierte. Zu den Exponaten gehörten Scherben von Tongefäßen, Schildkrötpanzer, und Bronzegefäße mit eingeritzten Orakelschriften, der ältesten chinesischen Schrift. Der Referent führte weiter aus, dass die Chinesen über 1200 Jahre auf Bambusstreifen schrieben, daher die Schrift von oben nach unten und von rechts nach links geführt wurde. Verbunden mit Seidenfäden, entstand ein Buch in Form einer Schriftrolle. Seide als Beschreibstoff war nur dem kaiserlichen Hofe und den Reichen vorbehalten. 105 Jahre n. Chr. erfand Tsai Lun das Papier, dessen Herstellungsverfahren über die Seidenstraße den Weg nach Europa fand.
Eine lebhafte Diskussion der Hörerschaft mit den beiden Referenten beschloss den informationsreichen Abend von VHS in Kooperation mit GDCF-KR e.V. (bpl, 06-10)