Marksteine einer wechselhaften Geschichte
Die Gesellschaft für Deutsch-Chinesische Freundschaft Krefeld (GDCF) setzte am 31. Mai 2011 auch in diesem Jahr wieder in Kooperation mit der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) ihre renommierte Vortragsreihe auf Gut Heyenbaum fort. Unter dem Titel „China und Japan – eine Hassliebe“ präsentierte der Präsident der Deutschen-China-Gesellschaft, der bekannte Karlsruher Universitäts-Professor Dr. Gregor Paul, einen Vortrag über die Beziehungen zwischen China und Japan vor dem Hintergrund der zutiefst wechselhaften Geschichte beider Staaten. Die Veranstaltung stand unter der Schirmherrschaft des Bundestagsabgeordneten Ansgar Heveling. Dass GDCF und KAS mit ihrer Veranstaltung Jahr für Jahr den Nerv der Zeit treffen, zeigt die Besucherzahl: rund 160 Besucher füllten den Saal. Selten finden im bundesweiten Vergleich solche, eben auch fundiert wissenschaftliche, Veranstaltungen einen solch positiven Zulauf – und das regelmäßig.
Prof. Dr. Gregor Paul, der auch wissenschaftlicher Berater des japanischen Kulturinstituts in Düsseldorf ist, analysierte in seinem Vortrag die Marksteine in der Entwicklung des chinesisch-japanischen Verhältnisses. Schon im 4. Jahrhundert v. Chr. entstand in China eine Ethik der Menschlichkeit, die unter gewissen Umständen eine gewaltsame Beseitigung despotischer Regime, ja einen Tyrannenmord gebot. In Japan sympathisierte man vereinzelt mit dieser Auffassung, im Allgemeinen wurde sie jedoch als unvereinbar mit der Herrschaft eines “lebenden Gottes” angesehen. Im Zweiten Weltkrieg stand auf ihre Anerkennung gar die Todesstrafe. Diese Gegensätze kommen in verschiedenen Marksteinen zum Ausdruck, etwa in dem von japanischen Truppen verübten Massaker in Nanjing, der gegenwärtigen Verehrung japanischer Kriegsverbrecher oder den Auseinandersetzungen in der Schulbuchpolitik, die Professor Paul in seinem Vortrag kritisch beleuchtete.
„Gerade nach der Katastrophe von Fukushima ist Japan in deutschen Medien präsent und allgegenwärtig. Wir haben durch unsere Veranstaltung die Möglichkeit gegeben mehr in die Tiefe zu schauen: auf Menschen, Kultur und Mentalität Japans vor dem Hintergrund des großen Nachbarn China. Beide Staaten sind geprägt von einer wechselhaften Geschichte mit Höhen und Tiefen. Nur wenn es uns gelingt genau hinzuschauen, lassen sich beide Länder und ihr Verhältnis zueinander, ja die gesamte Region, verstehen“, so Traute Nieter, Vorsitzende der Gesellschaft für Deutsch-Chinesische Freundschaft Krefeld. Auch in Zukunft wolle man die gute Zusammenarbeit mit der Konrad-Adenauer-Stiftung fortsetzen und hochkarätige Experten zu verschiedenen China-Themengebieten einladen. „Unsere Veranstaltungen gehören zu den renommiertesten auf diesem Gebiet“, zeigt sich Traute Nieter freudig und unterstreicht sogleich, dass man bereits an den nächsten Projekten und Vorhaben intensiv arbeite.